Io hat geschrieben:Die Pharmakonzerne machen ihre eigenen Studien ... und wenn genug Geld im Spiel ist, werden die auch schnell mal durchgewunken ... Auf die Studien würde ich also überhaupt nix geben.
In diesem Fall ist das sicherlich NICHT so, das zeigen die bereits vorliegenden Erfahrungen von betroffenen Probanden (sowohl von HIV-Positiven, als auch deren nicht infizierte Sexualpartner).
Io hat geschrieben:
Meine Methode, mich gegen HIV zu schützen, ist so simpel wie einfach ... Treue!
Selbst diese Methode ist nicht immer und für jeden 100% sicher, denn Menschen machen Fehler .
Carpe diem!
"Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!" (Sprichwort der Dakota-Indianer)
Ich kann die Aussagen von Nevermind im letzten Beitrag nur unterstützen. Beide:
1) Zum Thema Verlässlichkeit der Studien zu PrEP: Die Europäische Arzneimittelbehörde hat gerade jetzt die Freigabe für die Anwendung von Truvada als PrEP in der EU (nach USA, Australien, Frankreich, UK und vielen anderen Ländern) erteilt. Wurde bei der HIV-Konferenz vorletzte Woche in Durban mitgeteilt. In den nächsten Wochen wird damit gerechnet, daß Truvada damit auch in Deutschland offiziell für diese Indikation (und nicht nur zur Behandlung) zugelassen wird. - Im übrigen: natürlich vertritt die Pharmaindustrie ihre Interessen. Ich wage aber zu bezweifeln, dass auch alle anderen Beteiligten (Ärzte, Aidshilfe, Kliniken, ...) gegen besseres Wissen lügen würden, um eine solche Prophylaxe zu befördern. Ich kenne jedenfalls einige sachkundige Ärzte persönlich, zu denen ich in dieser Hinsicht absolutes Vertrauen besitze.
2) Wie man "Treue" als "meine Methode, sich gegen HIV zu schützen" bezeichnen kann, ist mir nicht klar: Allenfalls könnte es eine Methode sein, den eigenen Partner vor HIV zu schützen - falls man selbst keinerlei "externe" Sexualkontakte hat (von Infektionsmöglichkeiten über Bluttransfusionen, Verletzungen etc. mal abgesehen). SICH SELBST schützt man damit aber ja in keiner Weise, weil man trotz versprochener Treue nicht wissen kann, ob nicht der eigene Partner HIV-positiv ist oder wird. Ein völlig sinnfreien Statement, sorry. Ich bin kein Pharmalobbyist und kann viele Haltungen und Strategien zur HIV-Vorsorge, die nicht auf Medikamente setzen, nachvollziehen (vor allem Kondomverwendung) - aber "Treue" als HIV-Schutz ist sicher, freundlich gesagt, naiv.
Aber selbstverständlich schützt "Treue" gegen eine Infektion! (In Mitteleuropa heute praktisch nicht mehr vorkommende Infektionswege über Bluttransfusionen o.ä. lasse ich mal außen vor.)
Die Frage ist lediglich, wie man "Treue", also die Abwesenheit von sexuellen Kontakten abseits der Partnerschaft, tatsächlich garantieren kann! Für sich selbst mag das vergleichsweise einfach sein, aber ob man für den Partner bzw. die Partnerin seine Hand ins Feuer legen kann, muss jeder für sich entscheiden. Für mich ist das Restrisiko jedenfalls vertretbar, da ich zum einen davon ausgehe, dass meine Partnerin sich genauso verhält wie ich selbst und ich zum anderen selbst für den unwahrscheinlichen Fall des heimlichen Fremdgehens zumindest soviel Verantwortungsbewusstsein unterstelle, sich dabei keinem ungeschützten GV auszusetzen. Schon alleine aus reinem Selbstschutz.
Aber diese Abwägung mag jeder für sich durchführen. Wer selber trotz bestehender Partnerschaft fröhlich ungeschützt in der Gegend herumvögelt, wird vermutlich auch vom Partner nichts anderes erwarten dürfen...
Na dann möchte ich mich, in Antwort auf Flocki, nochmal präzisieren: Ich ging davon aus, daß es in diesem Thread ("EURE Vorsorge") um Methoden gibt, wie MAN(N) SICH selbst schützen kann, also eigene Verhaltensweisen/Schutzstrategien. In diesem Sinne bleibe ich dabei: Treue ist keine Vorsorge. -- Anders wäre es theoretisch mit der Treue des/der Sexualpartner, aber das ist nichts, was man selbst definieren/bestimmen/garantieren kann, sondern basiert rein auf Vertrauen - für mich ist das Blauäugigkeit. Ich erinnere mich leider nicht mehr an die genauen Statistiken, aber es gab mal eine Untersuchung dazu - und ein nicht unwesentlicher Anteil (Größenordnung ein Viertel, bei Frauen über die Hälfte) hatte sich eine HIV-Infektion von ihrem festen Partner/Ehepartner geholt, bei dem sie fälschlicherweise von Treue ausgegangen waren. Ist ähnlich wie bei "Kuckuckskindern".
Zumindest, wenn es um ernsthafte Erkrankungen geht und ich einen Partner noch nicht sehr lange und gut kennen würde, oder sie/er einer "Risikogruppe" zuzurechnen wäre (oder in Hochrisikoländern unterwegs), würde ich da sicher nicht nur auf "Vertrauen in die Treue des/der anderen" bauen.
oh, sehr gut! Ich hatte ja geschrieben, daß mit der Zulassung auch für die EU (und damit Deutschland) im August oder September gerechnet würde, aber gar nicht mitbekommen, daß es nun erfolgt ist.
Bei aller gebotenen Vorsicht wg. anderer Infektionskrankheiten (v.a. Hepatitis C) und ggf. Schwangerschaftsverhütung: in jedem Fall ein massiver Fortschritt, der in Europa Hunderttausende bis Millionen Infektionen verhindern kann.
Wunderbar.
Nun ist zu hoffen, daß Gilead dem Auslauf des Patents auch in der EU im nächsten Jahr nicht mit Tricks entgegenwirkt, und dann das Preisniveau so drastisch sinkt wie bei den z.B. in Indien und anderswo (von Gilead offiziell lizenzierten und von der FDA/WHO freigegebenen) Generika.
Etwas über 140.000 Neuinfektionen im Jahr 2014 in Europa. Die Millionenschwelle reißt man dann erst nach sieben Jahren - und auch dann ist es nur ein Potenzial, denn beileibe nicht jeder wird eine solche Pille regelmäßig schlucken wollen oder können.
Zahlen-Korinthenkackerei mal beiseite: Wenn die unbekehrbaren Kondommuffel und Spritzentauscher damit die Seuche eindämmen, hurra
Hallo "groberunfug", stimmt alles - aber ich hatte mich ja nicht nur auf ein Jahr bezogen. Zumindest "Hunderttausende" auf ganz Europa bezogen ist also nicht so ganz unrealistisch. Außerdem: jedes einzelne Leben, oder jede einzelne vermiedene schwere Krankheit zählt, finde ich.
Zudem steigen leider die HIV-Zahlen in den letzten Jahren nicht nur in Osteuropa (dort sehr deutlich), sonder auch wieder in Westeuropa an - in Deutschland z.B. von 2013 bis 2015 um jeweils 5-7 % pro Jahr.
Hier z.B. gibt es die aktuellere Entwicklung als in dem ZEIT-Artikel von 2015:
Demnach tragen wohl nicht nur die "Hauptgruppe" MSM zum Anstieg bei, sondern seit letztem Jahr insbesondere auch die große Zahl der jungen, männlichen Migranten aus afrikanischen und nahöstlichen Ländern.
Wer auch immer, wo auch immer, weshalb auch immer: Die Zahlen steigen, und selbst wenn nur ein moderater Anteil der Gefährdeten sich auf diese Weise (und gern auch mit Kondomen!) schützen kann, ist es m.E. wichtig.
Dieter666 hat geschrieben:Wird das denn von den Krankenkassen bezahlt werden?
Hoffentlich nicht
Das wäre, wenn es denn "nur" der Vorsorge dienen sollte, einen Riesensauerei. Es gibt da ein weitaus günstigeres, gesünderes und zuverlässigeres Mittel (Kondom). Wenn das jemand nicht nutzen will schön, verstehe ich zwar nicht, aber es steht mir nicht zu darüber zu urteilen. Aber nur weil jemand keinen Bock auf Gummis hat, soll die Allgemeinheit dafür mitbezahlen in Form von KKV? Da wäre echt ein starkes Stück...
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