teklanika hat geschrieben:Was spricht denn gegen den Versuch, den Prolaktinwert testweise in die Knie zu zwingen?
Nichts. Es ist schließlich Dein Körper...nur wirst Du damit höchstwahrscheinlich nicht den gewünschten Effekt erzielen. Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ist Dein leicht erhöhter Prolaktinwert nur ein Symptom, Maßnahmen zur Senkung würden vermutlich eben genau das bewirken - einen niedrigeren Wert, aber ohne Besserung der anderen Symptome.
Deine Laborwerte sind mehr oder minder alterstypisch, wobei mich immer wieder verwundert, dass Östradiol regelmäßig ignoriert oder - wie in Deinem Fall - garnicht erst ermittelt wird.
Östradiol wird im Körper aus Testosteron gebildet, mittels eines Enzyms namens Aromatase. Ab einem gewissen Alter bildet der Körper davon mehr und mehr. Folge: Testospiegel sinkt, Östradiol steigt. Und das ist für einen männlichen Körper in jeder Hinsicht verheerend: Verweiblichungseffekte( schonmal ein altes Päärchen gesehen, bei dem der Mann fast wie eine alte Frau wirkte?), Prostatavergrößerung, 'Nebel im Gehirn' und eben dieses 'getrennt von der eigenen Geilheit'/schwache Libido.
Der Grund dafür ist, dass Ö. an die Testosteronrezeptoren bindet, und das viel stärker als T. selbst - und damit stehen diese Rezeptoren nicht mehr für T. zur Verfügung. Rezeptoren für T. gibt es an vielen Stellen im Körper, beispielweise im Gehirn. Und wenn die nicht richtig aktiviert werden, sind Symptome wie Du sie erlebst die Folge. Ich hoffe ich habe mich allgemeinverständlich ausgedrückt...
Schöne Erklärung, nur hilft Dir das auch noch nicht weiter. Was also tun?
Du hattest vor, Deinen Prolaktinspiegel medikamentös zu beeinflussen - das wolltest Du aber sicher nicht ohne Deinen Arzt/ regelmäßige Laborwerte tun, oder?
Als erstes solltest Du mit Deinem Arzt reden, da Du typische Hypogonadismussymptome hast, aber bei einem durchaus akzeptablen Testolevel. Wenn Du jetzt obige Zusammenhänge berücksichtigst, halte ich den Verdacht auf zu hohe Ö.-Werte für naheliegend. Das kann aber nur eine weitere Laboruntersuchung bestätigen oder widerlegen.
Der Normbereich ist 13-54 pg/mL, wobei ich noch nie jemanden erlebt habe, der bei über 30pg/ml noch Trieb verspürte. Um die 20 ist gut, über 30 und unter 15 nicht.
Am Rande: Wenn Du mit Deinem Arzt redest, solltest Du besser Worte wie 'Internetforum' oder auch nur 'Internet' vermeiden. Zumal Du eh alles, was Du an Weisheit aus dem Netz hast, immer kritisch prüfen solltest.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird Dein Doc mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wissen, was zu tun ist, da es keine für diesen Zweck zugelassenen Medikamente gibt.
Ich würde zunächst über drei Monate Zink supplementieren(50mg/d), das funktioniert bei Deiner Altersgruppe erstaunlich oft sehr gut.
Ansonsten wäre eine Off-Label-Verschreibung eines Aromatasehemmers(Letrozol/Anastrozol/Aromasin) angezeigt, das ist allerdings schwierig, da diese eigentlich für Brustkrebspatientinnen gedacht sind und entsprechend hoch dosiert.
Halt uns auf dem Laufenden,
Thomas