Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

Hilfe die vom Doktor verschrieben wird (Potenzmittel, Medikamente, Testosteron)
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Scottsdale
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Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

#1 Beitrag von Scottsdale »

Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen, aber ich denke man muss auch deren Seite sehen. Immerhin investiert ein Unternehmen wie z.B. Pfizer ca. 70 Milliarden Euro pro Jahr für Forschung und Entwicklung. Das muss man dann mit den Medikamenten erstmal wieder reinholen. Und das geht eben nicht, wenn man die Tabletten für 30 Cent pro Stück verkauft.

Ich möchte Euch mal sehen, wenn Ihr 70 Milliarden Euro investiert um ein Auto zu entwickeln, dass mit Wasser fährt und ausserdem noch fliegen kann. Und sobald dieses endlich in den Läden zum Verkauf steht, kommt Ranjid aus Indien, baut es einfach nach, und verkauft es 80 x billiger als Euer Auto.

Deshalb sollte man die Pharmakonzerne nicht immer nur verteufeln. Denn immerhin wird ein Teil der Viagraeinnahmen ggf. in die Entwicklung eines medikamentes gesteckt, welches Euch eines Tages das Leben rettet oder es vielleicht sogar schon getan hat.

tomtom
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Re: Schei* Technik

#2 Beitrag von tomtom »

Scottsdale hat geschrieben:Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen, aber ich denke man muss auch deren Seite sehen. Immerhin investiert ein Unternehmen wie z.B. Pfizer ca. 70 Milliarden Euro pro Jahr für Forschung und Entwicklung. Das muss man dann mit den Medikamenten erstmal wieder reinholen. Und das geht eben nicht, wenn man die Tabletten für 30 Cent pro Stück verkauft.

Deshalb sollte man die Pharmakonzerne nicht immer nur verteufeln. Denn immerhin wird ein Teil der Viagraeinnahmen ggf. in die Entwicklung eines medikamentes gesteckt, welches Euch eines Tages das Leben rettet oder es vielleicht sogar schon getan hat.
Das Medikament, das uns eines Tages vielleicht das Leben rettet, wird nicht verschenkt und auch nicht für 30 Cent verkauft. Die Kosten, die für die Entwicklung aufgewendet wurden, sind mit dem Kauf des Medikaments (das uns vielleicht das Leben rettet) zu zahlen. Die Kosten für dieses Medikament werden nicht über den Verkauf von Viagra und Co. finanziert. Oder wieso kosten manche Tabs, die bei Krebs-Erkrankungen täglich zu nehmen sind, 200,00 € und mehr?

Die Einnahmen aus dem Viagra-Verkauf werden gesondert gebucht. Ansonsten hätte die Pharma-Industrie nicht die enormen Gewinne, die regelmäßig ausgewiesen werden.

Wieso sollte die Pharma-Industrie die Entwicklung neuer Medikamente über den Verkauf von Viagra u. a. finanzieren, wo sie diese Kosten bei jedem Medikament, das verkauft wird, hinzurechen kann.

Die Argumentation einer Quer-Finanzierung ist in den Bereich Märchen einzuordnen. An den Aktien-Kursen der Pharma-Industrie ist eine solche Quer-Finanzierung jedenfalls nicht festzustellen :palm: :palm: :palm:

glory_hole_81
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Re: Schei* Technik

#3 Beitrag von glory_hole_81 »

tomtom hat geschrieben:Wieso sollte die Pharma-Industrie die Entwicklung neuer Medikamente über den Verkauf von Viagra u. a. finanzieren, wo sie diese Kosten bei jedem Medikament, das verkauft wird, hinzurechen kann.

Die Argumentation einer Quer-Finanzierung ist in den Bereich Märchen einzuordnen. An den Aktien-Kursen der Pharma-Industrie ist eine solche Quer-Finanzierung jedenfalls nicht festzustellen :palm: :palm: :palm:
Tut mir leid tomtom... aber das war betriebswirtschaftlicher Unsinn, natürlich weist die Gesamtbilanz eines Pharmaunternehmens ALLE von ihr entwickelten/produzierten/vertriebenen Produkte aus! Welches Produktentwicklung wie finanziert wurde, wirst Du höchstens im Begleittext feststellen können.

Recht hast Du sicher, dass eine produktbezogene Ergebnisrechnung erfolgt, der Leiter der Sparte ED Produkte, hat sicherlich ein ansehnliches Incentive ;)

Sven
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Re: Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

#4 Beitrag von Sven »

Tja, da gebe ich auch mal hier meinen Senf dazu.

Wenn die Krankenkassen den Schwachsinn mit der angeblich "nur Lebensqualität verbessernden Wirkung" von Viagra und Co nicht verzapft hätten, und somit die Kosten übernehmen würden (da es ja eigentlich ohnehin verschreibungspflichtig ist), würden alle Patienten mit ED davon provitieren und die Masse an Rezepten damit den Preis auch für die Krankenkasse senken. Damit würden die Pharmakonzerne immernoch gut verdienen.
Es liegt also nicht an den Pharmakonzernen selbst.

Theoretisch:
Wenn in einer kleinen Straße 100 Männer mit ED wohnen, können sich davon derzeit vielleicht 2 regelmäßig Viagra und Co auf Rezept leisten.
Der Rest hat dann Pech oder kennt menshelp.

Wenn die Krankenkassen die Kosten übernehmen würden, wären alle 100 Männer in der Lage Nutzen aus dem Medikament zu ziehen.

Wenn eine Packung derzeit 60 EUR kostet, verdient die Vertriebskette inkl. Hersteller also derzeit 120 EUR.
Theoretisch wäre bei Kostenübernahme also ein Packungspreis von 1,20 EUR notwendig, um wieder auf 120 EUR zu kommen.
Ist natürlich Milchmädchenrechnung, denn natürlich kosten mehr Pillen auch mehr an Material, evtl. Personal, Transport und Verpackung.

Aber prinzipiell wären so günstigere Preise möglich, damit auch größere Packungen und alle würden weiterhin daran verdienen.
Letztlich gäbe es so auch Druck von den Kostenträgern, günstigere Produkte diesbezüglich zu entwickeln (z.B. Retard Viagra mit Wirkung über eine Woche oder länger, was bei einigen Medikamenten in der Tat bereits machbar ist, intravenös). Von dem wirklichen Anreiz für Generikahersteller wie z.B. Ratiopharm, mit wirklich günstigen Preisen bei Patentablauf auf den Markt zu gehen, abgesehen.

Es liegt also nicht nur an den Konzernen, sondern auch an der Einstellung derer, die unser Gesundheitssystem lenken.

Schließlich könnte man ja sonst auch sagen, dass Antidepressiva lediglich zur Verbesserung der Lebensqualität dienen.
Warum teurer Medikamente gegen Colesterin verschreiben, wenn eine Änderung des Lebenswandels nachhaltiger und für die gesamte Gesundheit besser wäre?
Wozu Geschlechtsumwandlungen auf Krankenkassenkosten, wo doch auch diese Menschen andere Möglichkeiten hätten, ihre Sexualität auszuleben?
..... etc.

Die Gründe sind also nicht allein bei den Pharmakonzernen zu suchen.
Die würden sicher eher dass zigfache verdienen wollen, wenn die Kassen zahlen würden.
Was letztere aber leider nicht machen.
Wobei die Vorstände der Krankenkassen sicher einiges auf Privatrezept vom Taschengeld zahlen können.
Wer mit kleinen Dingen keine Geduld hat, wird große Dinge nie erreichen!

tomtom
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Re: Schei* Technik

#5 Beitrag von tomtom »

glory_hole_81 hat geschrieben:
tomtom hat geschrieben:Wieso sollte die Pharma-Industrie die Entwicklung neuer Medikamente über den Verkauf von Viagra u. a. finanzieren, wo sie diese Kosten bei jedem Medikament, das verkauft wird, hinzurechen kann.

Die Argumentation einer Quer-Finanzierung ist in den Bereich Märchen einzuordnen. An den Aktien-Kursen der Pharma-Industrie ist eine solche Quer-Finanzierung jedenfalls nicht festzustellen :palm: :palm: :palm:
Tut mir leid tomtom... aber das war betriebswirtschaftlicher Unsinn, natürlich weist die Gesamtbilanz eines Pharmaunternehmens ALLE von ihr entwickelten/produzierten/vertriebenen Produkte aus! Welches Produktentwicklung wie finanziert wurde, wirst Du höchstens im Begleittext feststellen können.

Recht hast Du sicher, dass eine produktbezogene Ergebnisrechnung erfolgt, der Leiter der Sparte ED Produkte, hat sicherlich ein ansehnliches Incentive ;)
Also ich bezweifele, dass das, was ich geschrieben habe, betriebswirtschaftlicher Unsinn war :???:

Allerdings bin ich auch kein Betriebswirtschaftler.

Es mag sein, dass es auch in der Pharma-Industrie, wie in jeden Unternehmen in gewissem Umfang eine betriebswirtschaftliche Quer-Finanzierung gibt. Insoweit war meine Erklärung möglicherweise etwas zu pauschal. Auch in der Auto-Industrie wird die Neuentwicklung eines Fahrzeugs durch den Verkauf der laufenden Fahrzeugserie(en) finanziert. Das neuentwickelte Fahrzeug wird dadurch aber nicht preiswerter, sondern zum realen Marktpreis verkauft.

In der Pharma-Industrie dürfte dieses nicht anders sein. Ich wehre mich dagegen, dass die Pharma-Industrie dem Sozialhilfebereich bzw. Hartz IV zugeordnet wird. Die Pharma-Industrie entwickelt keine neuen Medikamente, um damit den (armen) kranken Menschen zu helfen. Die entwickeln die Medikamente, um damit Profit zu machen. Das folgt schon daraus, dass die Medikamente ausschließlich gegen Bezahlung bzw. gegen Zahlung durch die Krankenversicherung zu erhalten sind. Wird nicht gezahlt – siehe z. B. Dritte-Welt-Länder – gibt es keine Medikamente.

Alle entwickelten Medikamente werden zu möglichst hohen Preisen verkauft. Wobei der Marktpreis bei Medikamenten – anders als z. B. bei Autos oder Schuhen – wohl nicht „real“ ist, sondern durch das Gesundheitssystem verfälscht ist. Letzteres ist für die Pharma-Industrie aber wohl kein Nachteil.

Jedenfalls habe ich noch nicht gehört, dass, weil mit anderen Medikamenten (z. B. ED-Tabs) ein horrender Gewinn zu erwirtschaften ist, irgendein Medikament verschenkt oder deshalb preiswerter angeboten wird. Dass die Pharma-Industrie aus Menschlichkeit, netterweise oder aus anderen Gründen neue Medikamente entwickelt ist mir bisher ebenfalls nicht bekannt. Daher unterscheidet sich die Pharma-Industrie wohl nicht von der übrigen Industrie (z. B. Auto- oder Unterwäschehersteller) und auch ein neu entwickeltes Auto kann dank neuer Technik möglicherweise Leben retten.

Mehr wollte ich gar nicht sagen … :cool: :cool: :cool:

kuestenstrolch
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Re: Schei* Technik

#6 Beitrag von kuestenstrolch »

tomtom hat geschrieben: Jedenfalls habe ich noch nicht gehört, dass, weil mit anderen Medikamenten (z. B. ED-Tabs) ein horrender Gewinn zu erwirtschaften ist, irgendein Medikament verschenkt oder deshalb preiswerter angeboten wird.
Das wird auch kaum passieren. Dennoch werden in der Phase des Patentschutzes ein Teil der deutlich höheren Einnahmen in die Tilgung Entwicklungs- und Anlaufkosten gelenkt. Nicht zu vergessen die Rücklagen/Versicherung für die Produkthaftung.

Kommen nach Ende des Patentschutzes regulär Genrika auf den Markt, ist der Preis nicht mehr zu halten. Dann nähern sich die beteiligten Unternehmen den Grenzkosten des billigsten an.
Die Preis-Situation ist nicht mit dem Automobilmarkt vergleichbar, da es kaum Fahrzeuge mit gefragten Alleinstellungsmerkmalen von nur einem Anbieter gibt.

Große Hoffnungen auf einen schnellen Preisrutsch sollte man sich aber mit Auslaufen des Viagra Patentschutzes noch nicht machen. Es reicht nicht, wenn zum Beispiel nur Ratiopharm (ohnehin einer der "teuersten") einsteigt. Mindestens dazu noch Konzerne wie A1 und Hexal- ab dann wird es sich entspannen.

AlobarAelfric
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Re: Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

#7 Beitrag von AlobarAelfric »

Wenn man aber die Preise von Viagra und Co betrachtet, so ist es so ähnlich wie früher mit den Prepaid-Telefonkosten:
Bevor die Billig-Anbieter auf den Markt kamen, kostete mich die E-Plus Prepaid-Minute 80 Cent. Die Folge war, dass sich mein Gesprächsumsatz auf ca. 3 Euro pro Jahr (!) belief, eher weniger. Als die Preise durch Simyo und Co auf 11 Cent und weniger gedrückt wurden, hat sich das total geändert. Ich habe nun ca. 10 Euro Umsatz pro Monat mit meinem Prepaid Handy.

Das Problem war einfach, dass die Gesprächsgebühren total überzogen waren und in keinem Verhältnis zur gebotenen Leistung standen.

Dasselbe gilt für die Auslandsgesprächsgebühren: Auch die waren total überzogen, die meisten haben vermieden, aus dem Ausland zu telefonieren. Nun hat sich das mit Sicherheit geändert.

Dasselbe gilt für Viagra: 15 Euro für eine Tablette, deren Erfolgsstory auf der Nebenwirkung eines Herzmedikaments in der Testphase beruht. Eine vollkommen überzogene Preisvorstellung. Ich denke, die Umsätze von Pfizer und Co würden besser aussehen, wenn sie die Preise deutlich senken würden. Dass die Herstellungs- und Logistikkosten minimal sind, zeigen ja die indischen Hersteller (wo die offiziellen Hersteller wahrscheinlich sogar in Lizenz produzieren lassen). Hier wird der Preis künstlich hoch gehalten, obwohl die Umsätze und der Gewinn insgesamt wahrscheinlich deutlich besser aussähen, wenn man das Produkt für eine breitere Schicht erschwinglich gemacht würde. Die Pharma-Industrie hat ja wirklich den Vorteil, dass hier im Cent-Bereich produziert wird. Das kann z.B. die Autoindustrie und die Unterhaltungsindustrie nicht von sich behaupten.
Das Konzept funktioniert ja auch im Online-Musik Markt. Der digitale Vertrieb ist extrem preiswert, und Apple hat vor gemacht, dass er auch bei niedrigen Stückpreisen zur Gewinnen führen kann.

Manchmal fehlt den BWLern einfach genügend Hirnmasse, um das zu erkennen, wie mir scheint. Oder anders ausgedrückt: Die Gier ist so groß, dass man vergisst, dass durch den hohen Preis ein Produkt verzichtbar wird.

glory_hole_81
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Re: Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

#8 Beitrag von glory_hole_81 »

AlobarAelfric hat geschrieben:Manchmal fehlt den BWLern einfach genügend Hirnmasse, um das zu erkennen, wie mir scheint. Oder anders ausgedrückt: Die Gier ist so groß, dass man vergisst, dass durch den hohen Preis ein Produkt verzichtbar wird.
Im Gegenteil, das gehört ins Erstsemester BWL und nennt sich Preiselastizität (http://de.wikipedia.org/wiki/Preiselastizit%C3%A4t). Ich bin mir sicher, dass Pfizer & Co. das 1x1 beherrschen und ihre Preise entsprechend gestalten ;)

Klaus7
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Re: Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

#9 Beitrag von Klaus7 »

Hallo,
von Betriebswirtschaft verstehe ich nicht viel, aber eines sollte klar sein,
ohne Pizer, Lilly und Bayer gäbe es auch keine ( Potenz ) Generikas aus Indien.
( Auch wenn das eine oder andere Medikament ein Zufallsprodukt war )
Deshalb möchte ich auch mal eine Lanze für Pizer, Lilly und Bayer brechen, denn
erst durch ihre Erfindungen hat die indische Pharmaindustrie die Möglichkeit erhalten
kostengünstige Generikas herzustellen. Generikas von denen wir im großen Umfang profitieren.

glory_hole_81
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Re: Ich will ja keine Lanze für die Pharmaindustrie brechen

#10 Beitrag von glory_hole_81 »

[Klugscheiss Mode]

Jetzt müsste eigentlich Dieter kommen, um eine kleine Vorlesung zu halten... ;)

Einzahl Generikum ==> Mehrzahl Generika
Ausserdem heisst der Pkarmariese Pfizer


[/Klugscheiss Mode]

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