ZDF sucht Opfer von gefälschten Medikamenten

[Flocki]

Gestern auf ZDFZeit um 20:15 Uhr ging es unter anderem um Viagra-Nachbauten.

Wer die Sendung verpasst hat:


Der Teil über die Medikamente beginnt bei 28:32, speziell zu Viagra-Generika ab 34:17.

ciao
Flocki

[sdcard]

und hier zum nachlesen:

http://www.welt.de/wirtschaft/article15 ... o-ist.html

[NeverMind]

Die Frage bleibt, ob das nun alles war, was von der Recherche der Frau Schumann übriggeblieben ist. Möglicherweise hat sie keine "Opfer" von "gefälschten" Medis gefunden und deshalb ist das Ganze sehr geschrumpft worden.

[DerlebendeTod]

Möglicherweise hat sie keine "Opfer" von "gefälschten" Medis gefunden und deshalb ist das Ganze sehr geschrumpft worden.

Naja das sollte nicht weiter schwer gewesen sein, nichts desto trotz gehört unter anderem VIAGRA und co NOCH zu den meist gefälschten Medikamenten auf dem Markt.

Bei entsprechenden Generikas wiederum dürfte Sie sich eher schwer getan haben entsprechende Fälschungen zu finden und da war auch das Forum hier absolut die falsche Anlaufstelle

Gruß
Dlt

[Flocki]

Die Frage bleibt, ob das nun alles war, was von der Recherche der Frau Schumann übriggeblieben ist.

Wir werden es vermutlich nie erfahren. Vielleicht hatte sie ursprünglich wirklich brauchbares Material für 45 Minuten und das wurde mit Absicht so gekürzt und zusammengeschnippelt, dass es nur noch für knappe 15 Minuten gereicht hat und mit der höchst bedeutsamen Frage des Geschmacks von Tiefkühlpizzen in einer Sendung verwurstet werden konnte. Ich mag mir jedenfalls nicht vorstellen, dass jemand, der sich abseits eines 14-tägigen Volontariats tatsächlich mit Journalismus beschäftigt, sowas ernsthaft präsentiert. Erst recht nicht, nachdem er hier ja nun wirklich reichlich Anstöße zur Recherche bekommen hatte.

Der einzige Hinweis, der tatsächlich weiterverfolgt wurde, war dieser:

Beschaffe Dir die einschlägigen PDE-5-Hemmer. Und zwar einmal aus einer deutschen Apotheke (bzw. als Gratisprobe von Pfizer und Co.) - und dann verschiedene Generika aus den einschlägigen Shops, die Du in diesem Forum ja problemlos findest. Es gibt reichlich Labore, die deren Inhalt analysieren können und die Kosten im mittleren dreistelligen Bereich dürften für das ZDF ja finanzierbar sein. Und dann wirst Du sehen, wie diese Analyse ausgeht!

Ansonsten war der Bericht - wenn man ihn mal in Form einer Schulnote bewerten möchte - bestenfalls ein schwaches ausreichend. Natürlich kann man die Problematik in kaum 10 Minuten nicht angemessen beleuchten und ebenso verständlich ist es, dass ein solcher Bericht am Ende nicht in Tipps zum ordnungswidrigen Bezug pharmazeutisch einwandfreier indischer Generika umschlagen darf. Aber auch wenn man das berücksichtigt, hätte man ja mal einen Blick auf die bestellten Blister werfen können - da stehen nämlich die Hersteller drauf. Und statt des Schwenks über das weithin bekannte schwachsinnige Betonmischer-Propagandafoto der Pharmamafia^W...äh...Pharmalobby hätte man dann mal für ein paar Sekunden die Produktionsanlagen von Cipla zeigen können und darauf hinweisen können, dass dieser weltweit operierende Pharmakonzern mit über 26.000 Mitarbeitern und deutlich über einer Milliarde Euro Jahresumsatz inzwischen 121 Länder mit Generika beliefert (die übrigens auch ganz legal in deutschen Apotheken liegen), die Versorgung des afrikanischen Kontinents mit HIV-Medikamenten fast im Alleingang stemmt, usw.

Und am Ende, nachdem man bei der eigenen Stichprobe ein Analyseergebnis von 100% erstklassiger Medikamente erreicht hat, doch noch ein orakelhaftes "man weiß ja nie..." anzuhängen, wäre selbst für den oben schon erwähnten Volontär ein journalistisches Armutszeugnis. Naja, zum Schluss bleibt festzuhalten, dass der Beitrag viel zu kurz war und ich auch durchaus schon deutlich gruseligere Beiträge zu diesem Thema gesehen habe. Es hätte also auch schlimmer kommen können.

ciao
Flocki

[käng]

Ich fand die Sendung erfrischend ehrlich und teilweise sogar hochinteressant. Die Einblicke ins Zollamt Frankfurt, sowie die Tatsache, dass in Deutschland zugelassene Generika eine recht hohe zugelassene Wirkstoffmengenabweichung haben, waren neu für mich und sehr informativ.

Das Laborergebnis, bei dem die illegalen Generika einwandfrei abgeschnitten haben, dürfte der Pharmalobby sehr sauer aufgestoßen sein, zumal der Hinweis auch noch kam, dass man diese Produkte durchaus zur Einnahme empfehlen kann. Das so etwas gesendet wird, spricht in meinen Augen für das ZDF und für die doch recht gute Unabhängigkeit öffentlich-rechtlicher Sender.

[Flocki]

[...] die Tatsache, dass in Deutschland zugelassene Generika eine recht hohe zugelassene Wirkstoffmengenabweichung haben, waren neu für mich und sehr informativ.

Vorsicht! Nicht alles glauben, was die Lakaien der Pharmamafia in die Kamera lügen! Die Aussage ist keine Tatsache, sondern schlicht die Unwahrheit!

Richtig ist vielmehr, dass die erlaubte "Wirkstoffmengenabweichung" für Generika _exakt_ genauso gering ist, wie für die Originalpräparate. Das heißt, wenn 100 mg XYZ rauf steht, dann müssen auch 100 mg XYZ drin sein. Es gibt eine kleine erlaubte Toleranzschwelle für Chargenschwankungen und Lagerverluste (ich glaube 5%) - aber die gilt für sämtliche Präparate, egal ob Original oder Generikum.

Die von dem Lügenmaul genannten "80-125%" beziehen sich auf etwas völlig anderes: Nämlich auf die Bioäquivalenz! Ein wesentliches Kriterium für die Bioäquivalenz ist die sogenannte Bioverfügbarkeit. Die Bioverfügbarkeit gibt an, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Ausmaß der Wirkstoff vom Körper aufgenommen wird. Dazu wird die Wirkstoffkonzentration im Blut (Medikamentenblutspiegel) bei gesunden Probanden über einen vorgegebenen Zeitraum gemessen. Die Voraussetzung für Bioäquivalenz ist erfüllt, wenn die Werte des Generikums mit 90-prozentiger Sicherheit innerhalb eines vorgegebenen Vertrauensbereiches zu den Werten des Originals liegen. Dieser liegt üblicherweise zwischen 80 und 125 Prozent des mittleren Blutspiegels des Originals.

Das Ganze ist für Sildenafil eh völlig wurscht, weil die Galenik auf die Bioäquivalenz kaum Auswirkungen hat - Du kannst Dir Deine Dosis auch problemlos als reines Pulver ins Mündchen schaufeln, das wirkt genauso. Bei Tadalafil sieht das etwas anders, aber auch da sind Schwankungen bei der Bioverfügbarkeit für den Patienten unproblematisch. Das ist bei anderen Präparaten (z.B. Parkinsonmedikamenten) schon deutlich kritischer, aber dafür gibt es inzwischen auch strengere Anforderungen.

Leider ist das nicht die einzige blödsinnige Aussage dieses Beitrags, die dessen Macher ohne zu hinterfragen unkommentiert haben stehen lassen. Ich werfe den Journalisten dabei gar nicht vor, dass sie nicht vom Fach sind - ein Journalist kann ja nicht auf jedem Gebiet ein Experte sein. Aber dann muss man bei derartigen Aussagen prüfen, ob Sie für den Beitrag von Bedeutung sind! Sind sie es nicht, schneidet man sie raus (erst recht bei einem derart kurzen Beitrag). Hält man sie für wichtig, muss der Journalist mal 5 Minuten selber recherchieren. Google hätte dafür völlig genügt.

Wie gesagt, mit der "4-" ist der Beitrag noch wohlwollend bewertet!

ciao
Flocki