Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

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funseeker
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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#51 Beitrag von funseeker »

Nein, niemand rechnet damit, daß die Krankenkassen in Deutschland (jedenfalls die gesetzlichen) dies beim derzeitigen Preisniveau erstatten werden. Zu Sichtweisen wie "Riesensauerei" möchte ich mich lieber nicht äußern.

In einigen westlichen Ländern, darunter auch die USA, und vielen Entwicklungsländern (dort allerdings zu wesentlich geringeren Preisen) wurde das Medikament als wichtige Prophylaxe in den Erstattungskatalog der staatlichen Krankenversicherungen aufgenommen. Und wohl nicht ganz grundlos. Die lebenslangen Behandlungskosten eines Infizierten liegen weit höher.

Es sei aber darauf hingewiesen, daß Gilead für die meisten "armen" Länder spezielle Preise vereinbart und/oder offizielle Lizenzen an lokale Produzenten zur Generika-Produktion erteilt hat. So werden z.B. in Indien entsprechende Präparate (ebenfalls von FDA und WHO geprüft und zugelassen) nicht für über 800 Euro, sondern umgerechnet etwa 25 Euro pro Monatsdosis verkauft.

In den meisten Ländern der westlichen Welt laufen die zugrundeliegenden Patente zwischen 2017 und 2020 aus, einige bekannte Generika-Hersteller haben vorsorglich bereits Genehmigungsanträge für die Produktion zum Zeitpunkt des Auslaufens eingereicht.

Man kann damit rechnen, daß - neben legalen oder illegalen Re-Importen - wohl bald, vielleicht schon 2017, auch in Deutschland das Preisniveau deshalb auf die eine oder andere Weise massiv sinkt. Vielleicht nicht auf das indische Level, aber sicher deutlich tiefer als heute.

Für diesen Fall hat bereits eine Diskussion zwischen Krankenversicherungen, Ärzten, Patienten und anderen "Interessengruppen" begonnen, unter welchen Umständen dann eine Aufnahme in den Erstattungskatalog möglich sein könnte.

Bei der Diskussion über "die Allgemeinheit soll nicht für ... bezahlen" würde ich dann doch auch mal gern auf Themen verweisen wie die Unfallkosten von Extremsportlern, die Behandlungskosten von Rauchern, oder jene von Adipösen... liegt schließlich alles im Bereich eigener, bewußter Entscheidungen.

Gast
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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#52 Beitrag von Gast »

"Die lebenslangen Behandlungskosten eines Infizierten liegen weit höher."

Mag sein, aber wenn jemand bewusst dieses Medikament zu sich nimmt um HIV vorzubeugen, warum kann dieser jemand, der das Risiko ja offenbar kennt(!), keine Kondome nutzen? Wer diese gesündere, billigere, und weitaus sicherere Methode nicht nutzen will...

Flocki
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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#53 Beitrag von Flocki »

funseeker hat geschrieben:Für diesen Fall hat bereits eine Diskussion zwischen Krankenversicherungen, Ärzten, Patienten und anderen "Interessengruppen" begonnen, unter welchen Umständen dann eine Aufnahme in den Erstattungskatalog möglich sein könnte.
Ich vermute, das wird sich auf bestimmte eng eingegrenzte Risikogruppen beschränken und die Blankficker eher außen vor lassen - Wowereit!
funseeker hat geschrieben:Bei der Diskussion über "die Allgemeinheit soll nicht für ... bezahlen" würde ich dann doch auch mal gern auf Themen verweisen wie die Unfallkosten von Extremsportlern, die Behandlungskosten von Rauchern, oder jene von Adipösen... liegt schließlich alles im Bereich eigener, bewußter Entscheidungen.
Gutes Beispiel - insbesondere dafür, dass eine Erstattung auf breiter Basis gerade _nicht_ erfolgen wird! Zwar werden die Folgekosten des Rauchens von den gesetzlichen Kassen übernommen (man lässt die Leute eben nicht unbehandelt verrecken, selbst wenn sie ihr erhöhtes persönliches Risiko selbst zu verantworten haben), aber wer als Raucher beispielsweise ein Medikament oder Nikotinersatzprodukt einnehmen möchte, um damit abstinent zu werden, der zahlt das auch selber. Obwohl in diesem Fall - im Unterschied zu Truvada - die Kosten für die Therapie tatsächlich weitaus geringer wären, als die Behandlung von Lungenkrebs und Raucherbeinen.

Dass nämlich Truvada der Versichertengemeinschaft Kosten sparen würde, ist eine durch nichts zu belegende Behauptung, die noch dazu bei genauerer Betrachtung eher unwahrscheinlich ist. Denn die Schutzwirkung im Vergleich zur Kondombenutzung ist eben deutlich geringer und zudem dramatisch eingeschränkt. Würde also durch die Einführung des Medikamentes ein nennenswerter Anteil der Leute, die heute noch Safer-Sex betreiben, auf Truvada umsteigen, würden die Folgekosten im Gesundheitswesen explodieren!

Wer das Zeug als Kondomersatz nutzen möchte, wird es aller Wahrscheinlichkeit genauso selbst zahlen müssen, wie seine Kondome - die gibt's ja auch nicht auf Rezept. Die Behandlung derart manifestierter suizidaler Tendenzen zahlt hingegen die GKV... :cool:

ciao
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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#54 Beitrag von NeverMind »

Flocki hat geschrieben:Ich vermute, das wird sich auf bestimmte eng eingegrenzte Risikogruppen beschränken und die Blankficker eher außen vor lassen - Wowereit!
So wird es sein, zB. Partner von HIV-Infizierten, die sich den Virus "ohne eigenes Verschulden oder Leichtsinnigkeit" eingefangen haben.

Flocki hat geschrieben: Wer das Zeug als Kondomersatz nutzen möchte, wird es aller Wahrscheinlichkeit genauso selbst zahlen müssen, wie seine Kondome - die gibt's ja auch nicht auf Rezept.
Das ist dann bei entsprechendem Preisniveau auch kein Problem.

Flocki hat geschrieben: Die Behandlung derart manifestierter suizidaler Tendenzen zahlt hingegen die GKV... :cool:
Manche Asoziale nehmen eine Infizierung bewusst in Kauf, im Wissen, dass die Behandlungskosten zu Lasten der Versichertengemeinschaft gehen :negative: .
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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#55 Beitrag von Bratorge5 »

Flocki hat geschrieben:Wer das Zeug als Kondomersatz nutzen möchte, wird es aller Wahrscheinlichkeit genauso selbst zahlen müssen
Und das ist auch richtig so :top:

Mal ganz abgesehen davon das dieses Zeug bedeutend unzuverlässiger ist als Kondome, ist man, sollte man wirklich auf die Idee kommen es als Kondomersatz zu nutzen, nicht nur einem höheren Risiko von HIV ausgesetzt als bei der "altmodischen" Methode, man ist auch zusätzlich einem wesentlich größerem Risiko aller anderen Geschlechtskrankheiten ausgesetzt.

Dieses Mittel hat keinen einzigen Vorteil gegenüber Kondomen... Letztere sind preiswerter, haben keine Nebenwirkungen, und wirken zu 99.9%... Sollte dieses Zeugs also von den GKV finanziert werden, wäre dies sehr wohl eine riesige Sauerei!
Flocki hat geschrieben:Dass nämlich Truvada der Versichertengemeinschaft Kosten sparen würde, ist eine durch nichts zu belegende Behauptung
Nehmen wir mal für einen kurzen Moment, nur so zum Spaß an diese Behauptung wäre wahr - Dann wären Kondome trotzdem noch die bessere und kostensparendere Methode ;)

Es gibt keinen einzigen objektiven Grund/Vorteil den Truvada gegenüber Kondomen hat... Und deshalb sollen sich alle Blankficker das Zeug gefälligst selbst bezahlen. Gummis gibts von den GKV schliesslich auch nicht umsonst!

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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#56 Beitrag von DerlebendeTod »

Bratorge5 hat geschrieben: Es gibt keinen einzigen objektiven Grund/Vorteil den Truvada gegenüber Kondomen hat...[/b]
Naja das kommt auf die Sichtweise jetzt an. Bei der welches ist die sicherere Methode sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen, bin ich bei bei dir.

Aus der Sicht blank vögeln mit Einnahme Tuvada vs. mit Kondom vögeln, liegt der Vorteil beim Gefühls- und Geilheitsfaktor ganz klar beim blank vögeln ;)

Gruß
Dlt

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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#57 Beitrag von Bratorge5 »

Hallo DerlebendeTod, es ging mir bei meiner Argumentation darum klar zu stellen welches der beiden Mittel (Truvada vs. Kondome) unter _objektiven_ Gesichtspunkten das beste ist - auch im Hinblick auf die leidige Diskussion einer Erstattung durch die GKV ;) Dein Grund ist rein subjektiv, und für die GKV's sicherlich kein Argument! Und das zu Recht :)

Truvada sollte es meiner Meinung nach nur für extreme Risikogruppen (Partner eines Infizierten beispielsweise) auf Kassenleistung geben, und zwar zusätzlich(!) zum Kondom! Denn diese Menschen können sich auch noch durch andere Sachen als "nur" Sex anstecken...

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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#58 Beitrag von NeverMind »

Ich kann mir gut vorstellen, dass die GKV schon bald tatsächlich die Kosten für PrEP auch in "Sonderfällen" übernimmt, wegen einer reinen Kosten-Nutzen-Analyse. Wenn Leute, die ohne Schutz "wild in der Gegend herumvögeln", zum Arzt gehen und ihr Verhalten schildern, kann es gut sein, dass der Arzt eine psychische Störung feststellt und als diagnosebezogene Indikation ein PrEP-Rezept ausstellt.


https://www.deutsche-apotheker-zeitung. ... /chapter:3
Eine Modellrechnung ergab allerdings, dass für das Vereinigte Königreich (UK) eine gezielte PrEP ab dem Jahr 2016 bei Männern, die Sex mit Männern haben, mit Truvada® zum jetzigen Marktpreis kosteneffektiv sei. Auch Bedenken, dass PrEP zu einem risikoreicheren Sexualverhalten führt, das den Nutzen außerhalb von klinischen Studien am Ende kompensieren könnte, konnten bislang nicht bestätigt werden.
http://www.prepforsex.org/


Die Dauertherapie wird in USA bereits längerfristig empfohlen und NW scheinen kaum aufzutreten:

http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/20 ... ruvada-usa
Michael aus New York lebt seit sieben Jahren mit seinem HIV-positiven Freund zusammen. Der steht mitten im Leben, arbeitet, reist viel und feiert gern. Das Virus ist in seinem Blut zurzeit nicht mehr nachweisbar – weil er früh genug zum Arzt gegangen ist, eine antiretrovirale Therapie unter optimalen Bedingungen angefangen hat, die sein Immunsystem so gut es geht stärkt. Aber das bedeutet nicht, dass er nicht mehr HIV-infiziert ist – und es heißt nicht, das Michael sich nicht anstecken kann. "Da war immer eine permanente Angst im Hintergrund, in meinem ganzen Liebesleben, auch schon vor der Beziehung. Man weiß immer, Kondome können kaputt gehen und das passiert oft genug. Das hat mich schon gehemmt und eingeschränkt und ich weiß, dass es vielen meiner Freunde auch so geht," sagt Michael.

Als er von PreP hörte, habe er trotzdem erst abgewartet, sagt Michael. Er wollte mehr wissen, zum Beispiel, ob es Nebenwirkungen gibt. Die sollen laut der New Yorker Gesundheitsbehörde gering sein – leichte Übelkeit, Gewichtsverlust und leichte Kopfschmerzen würden am häufigsten berichtet. "Ich habe bei der Arbeit Kollegen gefragt, die das Medikament schon länger nahmen. Und als es dann mehr Untersuchungen gab und mein Arzt es empfohlen hat, habe ich angefangen, es zu nehmen", sagt Michael.

Er fühlte sich die ersten zwei Wochen etwas schwach, erzählt er. Dann verschwanden diese Nebenwirkungen, der Körper gewöhnte sich an das Medikament. Die PreP-Behandlung ist dabei mehr als die bloße Einnahme von Truvada: alle drei Monate soll der Patient sein Blut testen lassen, zudem werden die Leberwerte überwacht. Inzwischen nimmt Michael Truvada seit einem Jahr und fühlt sich wohl. Seine Krankenkasse zahlt die PreP-Behandlung – wie viele Versicherungen in den USA. Auch die öffentliche Versorgung über Medicaid unterstützt die Präventionsstrategie.
Carpe diem!

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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#59 Beitrag von going »

NeverMind hat geschrieben:kann es gut sein, dass der Arzt eine psychische Störung feststellt und als diagnosebezogene Indikation ein PrEP-Rezept ausstellt.
Sollte ein Fachmann wirklich zu der Diagnose psychische Störung kommen, was ja gar nicht mal so abwegig ist, dann wäre eine Therapie wohl die bessere und nachhaltigere Form der Behandlung :top:

Ich finde ja das Risikogruppen das Medikament bezahlt bekommen sollen. Damit meine ich z.B. den Lebenspartner eines bereits infizierten. Da macht Truvada zusätzlich zum Kondom wirklich Sinn. Wer aber gerne das Risiko eingeht HIV zu bekommen weil es sich ohne Gummi besser anfühlt, der soll dafür nicht auch noch belohnt werden. Vor allem wenn es zu Lasten der Allgemeinheit geht.

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Re: Truvada, wie ist eure HIV Vorsorge?

#60 Beitrag von NeverMind »

going hat geschrieben:Wer aber gerne das Risiko eingeht HIV zu bekommen weil es sich ohne Gummi besser anfühlt, der soll dafür nicht auch noch belohnt werden. Vor allem wenn es zu Lasten der Allgemeinheit geht.
Es wird bei dieser Entscheidung nur um Abwägung von Kosten gehen, mit Belohnung für "risikofreudige" Versicherte hat das nichts zu tun. Wie die von mir oben zitierte UK-Studie zeigt, ist es wahrscheinlich für die Versichertengemeinschaft günstiger, PrEP zu bezahlen, als jedes Jahr mehr lebenslange Therapien für neue AIDS-Patienten.
Es wird ja auch nicht von Belohnung gesprochen, wenn ein Versicherter in exotische Länder reist und wegen des Risikos einer Ansteckung mit gefährlichen Erregern, auf Kosten der GKV geimpft wird. Letztendlich wird die Rechnung so aussehen:

Kosten der PrEP für die Risikogruppe(n) gegenüber Kosten der Therapie für Neu-HIV-Infektionen, das wahrscheinliche Ergebnis wird durch die UK-Studie angedeutet und das ist auch der Grund, warum in USA eine Kostenübernahme bereits erfolgt. Da geht es um rein kaufmännische Überlegungen :? .

Die Zukunft sieht dann ungefähr so aus ;) :

Carpe diem!

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