Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als die Mafia

Für Themen die sonst nirgends reinpassen!
Nachricht
Autor
Phallus
Beiträge: 36
Registriert: Mittwoch 25. Dezember 2013, 12:25

Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als die Mafia

#1 Beitrag von Phallus »

lesenswerte neue Links über das gleiche Thema (Pfizer u.a.)
wieder Erwarten nicht nur in der Süddeutschen sondern auch in der Apothekerzeitung:

http://deutsche-apotheker-zeitung.de/sp ... 14997.html
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/k ... -1.2267631

Benutzeravatar
NeverMind
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 3270
Registriert: Freitag 8. August 2014, 14:21

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#2 Beitrag von NeverMind »

Betrug und Irreführung, Bestechung oder Vermarktung nicht zugelassener Mittel.

Diese Straftaten erfüllen die Kriterien für das organisierte Verbrechen, deshalb kann man von Mafia reden.

Vioxx kam ohne ausreichende klinische Dokumentation auf den Markt - in den USA könnte Vioxx bis zu 56 000 Patienten getötet haben.

Celebrex von Pfizer, das mit Vioxx vergleichbar ist, wurde dem Unternehmen zufolge bis 2004 weltweit 50 Millionen Menschen verabreicht. Es dürfte bis zu diesem Jahr also etwa 75 000 Patienten getötet haben. Das Mittel wird für einige Krankheiten noch immer verschrieben. Obwohl Pfizer Millionen Dollar zahlen musste, weil sie Studienergebnisse zur Sicherheit des Mittels falsch dargestellt hatten.
Unglaublich wie erfolgreich die Pharmalobby weltweit arbeitet, so dass maximal Geldstrafen gezahlt werden - bei den realisierten Gewinnen, sind das Peanuts für die Pharmafia. Asozial werden die Sozialsysteme in hemmugsloser Art und Weise ausgenutzt, sogar vielfache Todesfälle durch unsichere Medikamente nimmt man bewusst in Kauf. TV-Magazine wie Fakt, Report, Monitor, Frontal 21 usw. berichten regelmäßig über diese Themen - es ist an der Zeit den Sumpf auszumisten, aber wie soll das funktionieren, solange zuständige Politiker nach aktiver Politkarriere mit schönen Versorgungsposten belohnt werden?
Carpe diem!

"Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!" (Sprichwort der Dakota-Indianer)

Benutzeravatar
NeverMind
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 3270
Registriert: Freitag 8. August 2014, 14:21

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#3 Beitrag von NeverMind »

Passt hier gut rein:
erlaing hat geschrieben:Zum Thema "indische Generika", das auch für uns hier eine wichtige Rolle spielt habe ich gerade bei Heise einen interessanten Artikel gefunden:
Ärzte der Welt legen Patenteinspruch gegen Mondpreis-Medikament ein
Heute morgen habe ich zu dem Hep-C Medikament gelesen, dass zB. in Frankreich der Preis von der Regierung gedeckelt wurde und den Pharmafirmen mit erheblichen Konsequenzen gedroht wird, falls sich die praktizierte Preispolitik fortsetzt.
In Deutschland wurde von den Kassen für Behandlungen mit dem Mittel gerade ein Sonderetat von 1 Mrd Euro für 2015 festgesetzt (Gebraucht würden mindestens 30 Mrd alleine 2015 für alle Patienten).
Zitat eines Gesundheitsexperten: "Die Pharmaindustrie sei gerade dabei, die Grenzen der Zahlungswilligkeit/Fähigkeit der Solidargemeinschaft zu testen" - man solle seitens der Politik nun einsehen, dass nicht alles bezahlbar ist, was machbar ist :wall:

Ich ziehe meinen Hut vor allen Ländern/Politikern, die gegen diese grenzenlos gierig/asoziale Pharmafia vorgehen :top:
Carpe diem!

"Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!" (Sprichwort der Dakota-Indianer)

groberunfug
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 504
Registriert: Montag 28. Juli 2014, 22:16

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#4 Beitrag von groberunfug »

Ja, die pharmazeutischen Unternehmen machen (anscheinend, teilweise, mutmaßlich) kriminelle Dinge, wenn sie wissentlich schreckliche Nebenwirkungen verschweigen etc. Das betrifft allerdings (bisher, soweit man weiß) nicht die PDE5i, über deren Existenz wir uns hier regelmäßig freuen wie die Schneekönige.

Ja, sie versuchen, ihren Gewinn zu maximieren. Da es sich um den Bereich "Gesundheit" handelt, hat das naturgemäß ein Geschmäckle eingebaut. Aber: Die sozialistischen / kommunistischen Länder, in denen der Gewinn nicht maximiert wurde, haben hinwiederum nicht die größten pharmazeutischen Glanzleistungen produziert. Schon also ein kleineres Übel, wenn man gute Medikamente entwickelt und verkauft, dabei gut bis klotzig verdient, als wenn man planwirtschaftlich gar nix zustande bringt. Nur der Anreiz, mit einem Medikament richtig Kohle zu machen, bringt überhaupt die Innovationen hervor.

Ohne den wirtschaftlichen Erfolg des teuren Viagra wäre das Rennen um Wirkstoffe, die noch besser die Bedürfnisse erfüllen, nicht angeheizt worden. Ohne die Aussicht auf dicke Kohle wäre Viagra, wenn überhaupt, viel später erst "erfunden" worden. Und nicht zu vergessen: Die fetten Ertragsbringer müssen die vielen Rohrkrepierer aus der Pipeline mitfinanzieren.

Im konkreten Beispiel des Hepatitis-C-Medikaments meine ich außerdem verstanden zu haben, dass die üblichen alternativen Therapien noch teurer sind. Aber darum geht es eigentlich nicht, sondern eher ums Prinzip. Natürlich lässt sich trefflich diskutieren, ob hier und da an Schräubchen gedreht werden muss. Sollen es lieber 10 Jahre oder 15 für Patentschutz sein? Deckelt man irgendwelche Kosten, gibt es eine Sozialquote mit der Verpflichtung zur billigeren Abgabe gewisser Mengen, etc. etc.

Soll jetzt kein Plädoyer dafür sein, dass jeder nur noch die legalen PDE5i kauft. Mach ich ja auch nicht. Ich gestehe mir aber ein, dass ich moralisch nicht das Richtige tue, sondern denen zu Gewinn verhelfe, die gewerbsmäßig das intellektuelle Eigentum anderer ausnutzen. Weder die Shops noch die indischen Generikahersteller sind von ihrem Robin-Hood-Gen dazu angetrieben, das gute Zeug zu beschaffen / zu produzieren. Ich bestrafe auch nicht die Pharmahersteller für ihre Missetaten, indem ich preiswerte und illegale Generika kaufe; ich spare einfach Geld.

Soll auch kein persönlicher Angriff auf irgendwen sein, aber mich wundert immer das traditionelle, populäre, fast fröhliche Eindreschen auf die "Mafia". Ohne die Jungs da hätten wir keine PDE5i.

Ich fühlte mich gerade nach Das-auch-mal-sagen :D Es muss jetzt nicht jeder loslaufen und den nächstgreifbaren Pharmamenschen aka Mafioso ganz lieb streicheln...

PhaIIus
Gast

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#5 Beitrag von PhaIIus »

ich glaube fast jeder der hier Kopien nutzt hat auch schon mal ein Original bezahlt.
Alleine dadurch ist das Geschäft für die Pharma schon gut genug. Ein Eindreschen
auf die böse Pharma ist das ja nicht aber es ist eben auch nicht alles Gold was
glänzt...

Benutzeravatar
NeverMind
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 3270
Registriert: Freitag 8. August 2014, 14:21

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#6 Beitrag von NeverMind »

groberunfug hat geschrieben:Nur der Anreiz, mit einem Medikament richtig Kohle zu machen, bringt überhaupt die Innovationen hervor.
Das ist unstrittig, aber "richtig Kohle machen" auf Kosten der Gesundheit von Patienten, jenseits aller moralischen/ethischen Grenzen - das ist das Motto der Pharmafia, es ist asozial und kriminell. Es gibt andere Wirtschaftszweige, die ebenfalls sehr innovativ sind und damit (sehr) gute Gewinne erzielen - allerdings innerhalb akzeptabler Grenzen.
Carpe diem!

"Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!" (Sprichwort der Dakota-Indianer)

groberunfug
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 504
Registriert: Montag 28. Juli 2014, 22:16

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#7 Beitrag von groberunfug »

NeverMind hat geschrieben:
groberunfug hat geschrieben:Nur der Anreiz, mit einem Medikament richtig Kohle zu machen, bringt überhaupt die Innovationen hervor.
Das ist unstrittig, aber "richtig Kohle machen" auf Kosten der Gesundheit von Patienten, jenseits aller moralischen/ethischen Grenzen - das ist das Motto der Pharmafia, es ist asozial und kriminell. Es gibt andere Wirtschaftszweige, die ebenfalls sehr innovativ sind und damit (sehr) gute Gewinne erzielen - allerdings innerhalb akzeptabler Grenzen.
Auf Kosten der Gesundheit ist schon mal mindestens strittig. Wenn Mercedes-Autos zu teuer sind, macht dann Mercedes auf Kosten meiner Bequemlichkeit Kohle? Oder riskiert Mercedes Leib und Leben der Menschen, weil Mercedes-Technologien zumindest erstmal zu teuer für die Allgemeinheit sind und erst nach Jahren aus den Oberklasse-Autos in die unteren Ränge gebracht werden? Wenn alle S-Klasse fahren würden, gäbe es sicherlich weniger Verkehrstote und weniger schlimme Verletzungen.

Nicht ein zu teures Malaria-Medikament bringt den Menschen um. Malaria bringt den Menschen um.

Wenn ich in meiner Freizeit nicht unentgeltlich kranken Menschen helfe: Verdaddle ich meine Freizeit mit Sport und Ficken und Fernsehen auf Kosten der Gesundheit dieser Kranken?

Wenn ich mir ansehe, wieviel Gewinn Pfizer gemacht hat zuletzt, ist das weniger als von Apple. Was sind denn dann die moralischen / ethischen Grenzen? Die Gewinnhöhe? Kann man die deckeln? Ist das sinnvoll?

Mal als Gedankenexperiment zur Gewinndecklung. Wir betrachten meine Arbeitsleistung, die ich einmal einem Krankenhaus zur Verfügung stelle und einmal einem Bauunternehmen. Bei beiden verlange ich im Beispiel 100 Euro pro Arbeitseinheit. Plötzlich sagt jemand: Das ist unmoralisch / unethisch, im Krankenhaus geht's um Leben und Tod, da darf man keinesfalls 100 Euro verdienen. Ab jetzt nur noch 50. Preisfrage: Wem biete ich künftig meine Arbeitsleistung an? Genau, dem Bauunternehmen.

Und so geht es Forschern, die bei Big Pharma weniger verdienen würden. Und vor allem auch Investoren, die für ihr Geld woanders eine bessere Rendite erzielen können.

Wohlgemerkt, ich spreche hier nicht von tatsächlich kriminellen Aktivitäten, sondern lediglich von der Preissetzung bei Medikamenten. Was für PDE5i die einzig relevante Debatte sein dürfte in diesem Zusammenhang.

Vielleicht denke ich hier zu engstirning. Könnte man mal konkreter sagen, wie das mit der Forschung und Vermarktung "richtig" gestaltet werden könnte, unter den Randbedingungen, dass es dann nicht weniger gute Medikamente gibt?

Benutzeravatar
NeverMind
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 3270
Registriert: Freitag 8. August 2014, 14:21

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#8 Beitrag von NeverMind »

groberunfug hat geschrieben:Auf Kosten der Gesundheit ist schon mal mindestens strittig.

Das ist mittlerweile leider bereits mehrfach nachgewiesen, insofern nicht (mehr) strittig.
groberunfug hat geschrieben:Wenn ich mir ansehe, wieviel Gewinn Pfizer gemacht hat zuletzt, ist das weniger als von Apple.
Apple "plündert" aber keine Sozialsysteme oder fügt dem Konsumenten bewusst einen gesundheitlichen Schaden zu. Apple kann man auch nicht mit der Mafia gleichsetzen.

Es geht um folgende Sachverhalte:

http://www.psoriasis-netz.de/themen/les ... strie.html
Was bleibt, sind 120.000 Todesfälle nach der Einnahme von Vioxx®. Das Medikament wurde auch bei Psoriasis arthritis verschrieben. Der Firma Merck (MSD) wurde vor Gericht vorgeworfen, sie hätte sich eines „arglistigen, repressiven und frevlerischen“ Verhaltens schuldig gemacht.
Die internationalen Pharmakonzerne würden Straftaten begehen, wie man sie von der Mafia und vergleichbaren kriminellen Organisationen kenne und seien verantwortlich für zehntausende Tote. Die vielen Fälle, über die er ausführlich berichtet, sind aber genauso passiert und werden von ihm akribisch belegt. Keinem Pharma-Anwalt ist es gelungen, sein Buch juristisch zu verhindern. Was noch erschreckender ist: Trotz veröffentlichter Skandale, Gerichtsurteile, Vergleiche, Strafgelder, Schadensersatz und Abfindungen in Milliardenhöhe wären das keine Einzelfälle geblieben. Die Zahl der Straftaten nehme weiterhin schnell zu. In den USA würden Pharmariesen dreimal so viele schwere oder mittelschwere Gesetzesverstöße begehen wie andere Unternehmen.
http://www.die-linke.de/politik/disput/ ... ungsladen/
Pharma-Lobbyisten erklären gerne, die Mondpreise für neue Mittel seien nötig, um die Forschung zu finanzieren. Angeblich koste die Entwicklung eines neuen Medikaments über 600 Millionen Euro. US-Wissenschaftler haben allerdings schon vor Jahren nachgewiesen, dass es real meist nicht einmal 50 Millionen Euro sind. Hier brauchen wir dringend Transparenz durch eine Offenlegung der Bücher.
Carpe diem!

"Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!" (Sprichwort der Dakota-Indianer)

Benutzeravatar
Dieter666
Moderator
Moderator
Beiträge: 4293
Registriert: Sonntag 15. August 2010, 13:50

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#9 Beitrag von Dieter666 »

Ich habe jetzt keine aktuellen Zahlen zur Hand, aber ich weiß dass die Pharmafia (klasse Begriff, danke!) sehr viel Geld in Werbung investiert und zwar nicht nur in den Medien sondern auch direkt an die Ärzte - z. B. in Form von gesponsorten Kongressen, sehr beliebt Davos etc (da hat auch die mitreisende Partnerin was davon ..).
Auch die beliebten Gratispillen- ok habe auch schon davon profitiert ...

Alleine für die PDE5-Hemmer wird in den USA pro Jahr ein dreistelliger Millionenbetrag in die Werbung gesteckt - da werden Prominente engagiert usw.
Mit jetzt 79 Jahren war Ende mit dem Sex - aber wir lieben uns immer noch!

Vincent63Vega
mensHELPer
mensHELPer
Beiträge: 401
Registriert: Samstag 14. Juli 2012, 15:36

Re: Etwas Licht in dunklen Pharmaecken ...schlimmer als Mafi

#10 Beitrag von Vincent63Vega »


MOD - Fullquote gelöscht:

Zitiere immer nur den Teil vom Beitrag auf den du
ausdrücklich Bezug nehmen möchtest.
Unnötige Vollzitate sind nicht erwünscht.


Gabs nicht auch mal den Fall wo Ärzte gezielt bestochen wurden damit sie das Produkt von einem bestimmten Hersteller verschreiben/verabreichen?

Antworten