Einspruch!
Hier mal die Sichtweise eines Anbieters:
1. Einkaufspreise
Es stimmt, dass es in manchen Jahren möglich ist, in einer indischen Apotheke für etwa 2,50 Euro einen Kamagra Blister mit 4 Tabletten zu erwerben. In Indien sind nicht nur die Urheberrechte (vor allem für Medikamente) seit 15 Jahren "großzügig" geregelt, sondern Medikamente werden auch subventioniert, allerdings mit schwankenden Preisen (zur Zeit eher steigenden Preisen).
Wer allerdings nicht nach Indien fliegen will, sondern bei Ajanta Pharma direkt anfragt, bekommt andere Preise (nicht subventioniert).
Sicher ... je nach jährlicher Abnahmemenge liegt dann der Preis darunter, allerdings sind die Abnahmemengen nicht gerade klein. Wer weniger als 10.000 Blister p.a. anfragt, erhält gar kein Angebot.
Ich denke, jedem in diesem Forum ist klar, dass eine solche Menge nicht in die EU einzuführen ist, wenn der Besteller nicht Apotheker ist, über eine Lizenz als "online apotheke" verfügt und verschreibungspflichtige Medikamente abgeben darf. Hinzu kommt, dass z.B. Kamagra lange Zeit kein zugelassenes Medikament in (fast) allen EU Staaten war.
Es müssen also "Umwege" gefunden werden und diese sind teuer. Etwa eine "Hub"-Lösung.
Will heissen, die Ware wird - über mehrere Stationen - in ein EU Land geliefert und von dort weiterverteilt. Da Indien (aber auch China, USA und andere Staaten) solche Sendungen oft schon in den Ausfuhr-Zollämtern beschlagnahmen, nutzen manche Shops (auch wir) Express-Versender, da - nach internationalen Regularien - der Express-Versender die Aufgabe hat, den Inhalt der Sendung zu prüfen.
Beim Zoll kommt es dann bestenfalls noch zu seltenen Stichproben (Prüfungen).
Da man zusätzlich stückeln muss (alles oberhalb 2 kg wird stärker kontrolliert), sind die Transportkosten oft höher als der eigentliche Warenwert.
Unterhält ein Shop etwa ein "Auslieferungslager" in Deutschland (um dann tatsächlich in 2-3 Tagen an den Endverbraucher liefern zu können), ist dies im Regelfall bereits die vierte Station, die die Ware durchläuft.
Und zwischendrin .... sitzen Menschen, welche die Sendungen entgegennehmen, gegebenenfalls neu aufteilen, deklarieren und weitersenden.
Alle diese Menschen haben einen Nachteil für den Kunden .... sie kosten Geld!
Ein seriöser Shop unterhält außerdem ein kleines Büro, für die Hotline, zur Beantwortung von eMails, zur Shop-Verwaltung, Einkaufs- und Aktionsplanung, etc.
Hinzu kommen Kosten für die Internet-Präsenz, Lizenzkosten für SSL Zertifkate, Lizenzkosten für die Shop-Software, Zwischenlager, Verpackung.
2. "Möglichst nur mit Kreditkarte kaufen"
Spätestens hier wird deutlich, wie wenig sich "Otto Normalverbraucher" den Betrieb eines Webshops für Potenzmittel vorstellen kann.
Wir selbst akzeptieren Kreditkarten, auch wenn diese Option extrem aufwendig, sehr teuer und sehr unzuverlässig ist.
Zunächst einmal gibt es kaum noch Kreditkartenabrechnungsunternehmen (ein solches wird zwingend benötigt), welches "online pharmacies" - also Online Apotheken - akzeptiert, es sei denn, man ist ein Milliardenkonzern.
Und bei den wenigen, die verbleiben, sind die Risiken enorm. Niemand weiß ob es die morgen nocht gibt und wir haben schon tausende von Euro deswegen verloren.
In Europa ist dies mittlerweile fast ausgeschlossen, weil MASTERCARD seit etwa 2 Jahren die Zahlungen von rezeptpflichtigen Medikamenten in den eigenen AGBs seinen Kunden untersagt.
Wer trotzdem Kreditkarten zulassen will, muss sich auf einen windigeren Anbieter einlassen.
Diese verfügen zwar über eine Zulassung bei MASTERCARD oder VISA, arbeiten aber mit offshore Banken, also einer Bank irgendwo in der Welt, jedenfalls außerhalb der EU.
Da "online pharmacies" als "high risk business" von den Kreditkartenherausgebern eingestuft sind, werden saftige Gebühren fällig. Aktuell schwanken die Gebühren zwischen 12.5 und 14.0 % plus einer Transaktionsgebühr (meist 1-2 Dollar). Hinzu kommt die "rolling reserve", also ein Prozentsatz, den die Bank einfach einbehält, um bei "charge backs" - also Stornierungen - noch Geld in der Kasse zu haben. Meist sind dies 10-15%.
Diese Beträge werden nach frühestens 6 Monaten (meist 9 Monaten) dann tatsächlich ausgezahlt, falls der Anbieter zu dieser Zeit noch existiert und nicht auf den Bahamas sich ein Bierchen von einer nackten Blonden reichen läßt.
Beispiel:
Ein Kunde bestellt für 30,00 Euro.
Der Shop bekommt 19,98 Euro (30,00 Umsatz - 4,20 Gebühren - 1,48 Transaktionsgebühren - 4,5 Rolling Reserve)
Und dies ist noch nicht alles. Läßt der Shop dann die aufgelaufenen Beträge anweisen (was Wochen dauern kann), werden weitere 40-50 Dollar Gebühren fällig, oft pro 2000 Dollar Volumen.
Aus diesem Grunde gibt es kaum noch seriöse Shops, die Kreditkartenzahlungen anbieten.
Erst ab einer gewissen Shop-Größe lohnt sich dieser dornige Weg .. und diese Größe haben nur wenige.
3. Weitere Risiken
Wir versenden im Regelfalls per Einschreiben/Einwurf (in Deutschland, in anderen Ländern ähnlich).
Selbst diese Sendungen kommen nicht immer an oder werden beim Nachbarn eingeworfen, der sich dann nicht meldet.
Ein weitaus größeres Problem ist aber, dass unsere Kunden häufiger keine korrekten Adressangaben treffen. Die Sendung ist dann "nicht zustellbar" und "geht an den Absender zurück".
Gelegentlich erhalten wir dann wütende EMails - mit korrigierter Adresse - und der Besteller versteht nicht, warum wir nicht sofort die zurückerhaltene Sendung erneut auf den Weg bringen.
Hallo?
Sind wir vielleicht der OTTO Versand?
Natürlich ist die Absenderadresse eines solchen Shops fiktiv; das bedeutet, sie existiert nicht, weshalb wir die Rücksendung natürlich NIE erhalten.
Meist liefern wir dann aus Kulanz trotzdem ein zweites Mal ... damit der Besteller nicht negative Berichte auf menshelp.cc postet.
Da dieses Problem bei etwa jedem 20. Besteller auftritt, haben wir allein hier eine Verlustquote von 5% !
Auch Transportprobleme ergeben sich gelegentlich. Etwa im Sommer, wenn die Oral Jelly vielleicht zu lange in der Sonne (auf dem Transportweg) gelagert wurden oder im Flugzeug Frachtraum sehr frostigen Temperaturen ausgesetzt waren. Leider sieht man es diesen Sendungen nicht an.
Wenn die Reklamationsquote steigt, kann man so ganze Tranchen schlichtweg wegschmeißen!
Und noch etwas: Manchmal bestellt Herbert, lässt aber Susi bezahlen, die dann - statt 37,59 Euro - aus Versehen 37,95 Euro anweist und vergisst, die Bestellnummer im Verwendungszweck aufzunehmen.
Wir wenden jede Woche viele STUNDEN nur damit auf, diese Zahlungen zuzuordnen (E Mails schreiben, anrufen, herumraten ...)
Ob den Betroffenen klar ist, dass Stunden = Arbeitszeit = Kosten (Geld) ist ??
4. Große Shops?
Als wir einmal einen Wasserschaden hatten, haben wir Kontakt zu zahlreichen Mitbewerben aufgenommen (vor allem in England) und wollten eine Vereinbarung treffen, einige unserer Bestellungen abzuwickeln.
Später haben wir ergänzend versucht, Einkaufsgemeinschaften zu bilden.
Unsere Erkenntnis daraus: In der Regel sind diese Shops kleine "Krauter", one-man-shows mit einer Hilfskraft, etc. Für die war es schon schwierig, mal eben 15 oder 20 Bestellungen zu übernehmen.
Dies betrifft auch einige "bekannte" Namen hier.
Noch bizarrer wird das Bild bei den Anbietern aus Ländern um Deutschland herum.
"Leben" kann man von solch einem Shop sicher nicht.
5. Fakes
Zunächst einmal ist Ajanta Pharma kein "Riese". Mit gut 3000 Mitarbeitern und rund 100 Mio US Dollar Umsatz ein eher kleines Pharmaunternehmen, selbst in Indien gehört es nicht zu den ganz großen.
Ajanta produziert etwa 50 verschiedene Medikamente und hat vier Produktionsstandorte, von denen nur einer nach cGMP/WHO zertifiziert ist (und damit exportieren darf). Gleichzeitig macht Ajanta fast 70% seines Umsatzes außerhalb von Indien.
Bedeutet: Ajanta KANN seine Produkte oftmals nicht auf eigenen Produktionsanlagen fertigen, sondern bestellt sogenannte Auftragsproduktionen von nahen, anderen Pharma-Laboren (an denen Ajanta gelegentlich auch Mehrheitsbeteiligungen hält). Sehr oft ist dies beispielsweise Cheminovva Parmaceuticals (India), an denen Ajanta eine Beteiligung hält und die auch für andere Pharma-"Riesen" wie etwa NESTLE produzieren.
Dies erklärt, dass - wie ja auch schon in diesem Forum angesprochen - es nicht nur einen "echten" Blister mit einem definierten Aussehen gibt, sondern dass verschiedene Ausführungen im Umlauf sind.
6. Und zu den "fake Produktionsstandorten":
China - klares Nein!
Wir haben enge Kontakte zu China.
Pfizer selbst produziert in China großflächig und mit dicker Regierungsbeteiligung.
Wer versucht hat, Sildenafil Produkte zu bauen, kam oft nicht weit und nicht selten ins Gefängnis.
Zudem gibt es keinen "Markt". Im stock-konservativen China würde keiner "KAMAGRA CN" kaufen.
Und: Die Ausfuhr von Medikamenten ist verboten (Ausnahme: Hong Kong).
Russland - zum Teil.
Da wir uns unter den Anbietern doch ein wenig auskennen ... wird wohl eher in Bulgarien produziert, aber mit russischen Geldern.
Neu auf der Bühne sind die Philippinen. Wir vermuten, dass auch einige in Thailand umlaufende "Kamagra" auf den Philippinen gefertigt wurden.
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Jeder ernsthafte Shop Betreiber muss sich allerdings fragen: Lohnen sich fakes??
An den Gesamtkosten macht der Produkt-Einkaufspreis - je nach Umsatz - vielleicht 20-25% aus.
Jedenfalls bei Shops ab einem gewissen Umsatz.
Hier noch 5 Eurocent pro Tablette einzusparen, lohnt sich definitiv nicht!
Ein Webshop mit Potenzmitteln "lebt" zu 80% von seinen "Stammkunden".
Jeder weiß das.
Wer also nur "Schrott" liefert, hat schnell das Nachsehen.
7. Zusammenfassung
Es ist schlichtweg Blödsinn zu behaupten, man könne beispielsweise eine KAMAGRA für 0,25 Euro bei Ajanta einkaufen.
Wer sich vergegenwärtigt, dass die Transportkosten den Einkaufspreis mehr als verdoppeln, dass bei Kreditkartenabrechnungen nicht selten 16% Gebühren berechnet werden, dass erhebliche Personalkosten anfallen, Ware verdorben ist und durch Pleiten (Kreditkartenabrechner, Zwischenbanken aber auch Zulieferer) viel Geld vernichtet wird, kann nicht ernsthaft behaupten, man müsse einen KAMAGRA Blister für 3,00 Euro kaufen können.
Durch Versandprobleme und falsche Adressangaben ergeben sich weitere Kosten, ganz abgesehen von den Betriebskosten des Webshops.
Gerade kleinere Shops sind nicht automatisch "Abzocker" und "Betrüger", nur weil sie teurer sind.
Oft können Sie gar nicht anders, weil Ihre Basiskosten pro Blister schlicht zu hoch sind.
Wenn ich hier im Forum lese, dass einige schon "Strafanzeige" erstatten wollen, nur weil auf der Kreditkartenabrechnung (durch Währungsschwankungen) vielleicht 35 Cent zu viel abgebucht worden sind, kann ich mich nur an den Kopf fassen!
Millionäre werden die Shop Betreiber jedenfalls nicht!
Dazu müsste schon jemand mit sehr viel Geld (Millionen) und entsprechenden Strukturen antreten.
Ein solcher Shop ist uns nicht bekannt.
8. Deshalb zum Schluss meine Bitte:
Denkt auch mal daran, wie viel Frust ein Shopbetreiber oft aushalten muss, bei Zahlungsausfällen, Beschlagnahmen oder wenn zugesagte Lieferungen ausbleiben. Wie viel Mühe es oft macht, die zahlreichen Limitierungen zu umschiffen. Und der manchmal erhebliche Aufwand, das "Zeug" überhaupt heranzuschaffen!
Und das alles nur, damit Ihr ordentlich vögeln könnt
Joachim
MOD:
Achtung! Dieser Shop ist mittlerweile wg. unzuverlässiger Lieferungen und fehlender Kommunikation unter "Warnungen" gelistet!